Wer geglaubt hat, dass mit dem 24-Stunden-Geburtstagsfest am 4. September der Gipfelpunkt des Bruckner-Jahres erreicht ist, hat sich gehörig getäuscht. Zu hören, zu sehen und zu erleben gab es unerhört viel in den letzten Wochen. Das Brucknerfest ließ alle elf Sinfonien im Originalklang erfahren. Eine Expedition, die einem in vielerlei Hinsicht die Ohren gespitzt und manch Vertrautes in einer transparenten Beredtheit neu geschenkt hat. Beim finalen Konzert an Bruckners Todestag spielte das Bruckner Orchester unter Markus Poschner in St. Florian die „Achte“ wie eine Uraufführung von Klaus Lang. Michael Wruss subsummierte in seiner treffsicheren Replik: „Bruckner mit dem Bruckner Orchester – mehr Originalklang geht nicht.“ Wir wissen mit diesem Jahr mehr denn je, von wo Bruckner kommt, auch wenn er uns mit seiner Musik in eine Weltdimension führt, an der wenig Geografisches klebt.
Der tolle Ausstellungsreigen, der sich von St. Florian, Steyr, Kronstorf, Enns und Windhaag spannt, ist mit dem frischen Blick „It‘s me, Toni.“ im Linzer Nordico um eine Facette reicher. Der Kuratorin Klaudia Kreslehner und ihrem Team ist eine aktuelle Suche nach der Identität Anton Bruckners gelungen, der in Graphic Novels eine lustvoll reflektierte, weibliche Perspektive ins Spiel bringt. Sieben eingeladene Künstlerinnen erzählen ganz individuelle Facetten seiner Persönlichkeit. Und auch die Ausstellung „Komm sing mit!“ im Lentos Kunstmuseum Linz thematisiert vielschichtig das Erheben der Stimme in Zusammenklang mit der OÖ KulturEXPO. Anschauen!
Ein einzigartiges Resonanzprojekt hat der Oberösterreichische Komponist:innenbund mit „Alle haben ein Motiv!“ initiiert und umgesetzt. 12 Komponistinnen und Komponisten unseres Landes haben Motive in den 11 Sinfonien Bruckners gefunden und sich damit zu eigenen Stücken inspirieren lassen. Fabelhaft, welch Vielfalt, Qualität und Dichte an Klangschöpfer:innen unser Land auch in der Gegenwart vorweisen kann. Noch dazu, wenn die Komponisten auf ein exquisites wie leidenschaftliches Klangkollektiv wie das SBO Ried, unter der Leitung von Karl Geroldinger zählen können. Dieses Projekt ist ein Gegenwartsereignis, das am 9. November noch in Steyr zu hören ist.
Langsam aber sicher nähert sich das Bruckner-Jahr seinem Finale, das aber nicht als Abschluss verstanden wird, sondern als Aufbruch in eine neue Zeit Und es liegt auf der Hand, dass dabei die Kulturhauptstadt Europas Bad Ischl Salzkammergut 2024 und die OÖ KulturEXPO Anton Bruckner 2024 einmal mehr gemeinsame Sache machen.
Am 30.11. von 11 bis 20 Uhr wird im ALFA in Laakirchen gemeinsam mit einem fulminanten Kulturprogramm gefeiert. Es wird gezeigt, was den beiden Großprojekten in diesem Jahr besonders wichtig war. Seien Sie dabei!