Demnach wäre einer in der Familie Schiedermayr-Weißgärber kursierenden Überlieferung zufolge Berta Barghesi (1855–1923), adoptiere Schiedermayr und später mit dem Ottensheimer Oberlehrer Alois Weißgärber (1845–1914) verheiratet, eine leibliche Tochter des Komponisten.[1]
Redtenbacher widmete sich der Untersuchung trotz fortgeschrittenen Alters mit großer Hingabe. Klarheit sollte mit den Möglichkeiten neuer Ermittlungsmethoden in Form eines DNA-Vergleichs geschaffen werden. Für die Laboruntersuchungen stand die Firma DNA-Confidence, Analysen GmbH, in Wien zur Verfügung. In einem ersten Schritt wurde im April 2008 „aus einem umgedrehten Handschuh (einer Urenkelin [Bruckners]) mit Erfolg Beweismaterial gesichert“.[2] Der angesprochene Handschuh stammte aus dem Besitz von Beatrix Fröhlich (1919–2008), geborene Weißgärber, eine Enkelin Berta Barghesis.
Als Vergleichsprobe sollte ein von Bruckner stammendes Kopfhaar aus einer nicht näher bezeichneten Quelle aus Steyr dienen. Das Haar schied letztendlich aus, da es über keine für die Analyse notwendige Haarwurzel verfügte. Redtenbacher wandte sich an das ABIL um Ersatzproben und bat um den aus dem Besitz Bruckners stammenden und im Institut verwahrten Zylinderhut des Komponisten. Noch vor Abschluss der Arbeiten verstarb Dr. Redtenbacher Anfang des Jahres 2009. Angehalten durch das Bemühen ihres Vaters nahm sich dessen Tochter, die Pathologin Dr. Susanne Redtenbacher, der Klärung der Frage an. Im April 2009 entnahm sie im ABIL dem Zylinderhut eine Probe und legte diese dem Wiener Labor vor.
Die mittels Vergleich von gekoppelt vererbten X-chromosomalen STR-Mustern anhand von 8 STR-Markern durchgeführte Gegenüberstellung führte zu folgendem Ergebnis:
In keiner der vier Kopplungsgruppen der X-chromosomalen Marker gibt es Übereinstimmungen zwischen dem Profil aus den Handschuhen von Frau Fröhlich und dem der gebrachten Proben des Zylinderhutes von Anton Bruckner. Die Wahrscheinlichkeit, dass eine Verwandtschaft über die X-chromosomale Vererbung besteht, ist wesentlich geringer als die, dass keine solche besteht. Es ist daher anzunehmen, dass Frau Fröhlich keine Nachfahrin von Anton Bruckner ist.[3]
Zu bemerken gilt allerdings, dass die Auswahl der Proben starke Defizite aufweist. So ist der Zylinderhut inzwischen durch viele Hände gegangen, ein Umstand, der die Wahrscheinlichkeit, dass die entnommenen Partikel von Bruckner stammen, entscheidend reduziert. Die Lösung der Frage scheint unter diesem Aspekt weiterhin offen.