Schon in der Schule habe ich mich gewundert, dass das Alphabet in seiner archaischen Ordnungsmächtigkeit fast ausschließlich vom „a“ her Anfang findet. Warum nicht hinten beginnen, das kein hinten ist? Wer sich auf den Kopf stellt, fällt mitunter erst dann auf die Füße. Ich traue den Wörtern, die mit „z“ anfangen, wie Zuneigung, Zustimmung, Zutrauen oder Zuhören, Zusage, Zu(sammen)gehörigkeit, Zugang, auch dem Zuschuss, ganz besonders dem Zufall sehr viel zu. Zuwörter sind Menschenwörter. Und ich denke auch, dass wir uns die Zumutung und das Wir in unseren „Ich“-Zeiten wieder mehr zumuten müssen, da steckt viel Mut drinnen, schwingt Zuversicht und Zukunft mit.
Maßgeblich für Bruckners kompositorische Entwicklung war der Ennser Regens chori, Organist, Komponist und Privatmusiklehrer Leopold von Zenetti. Von Kronstorf aus suchte der junge Bruckner Zenetti oft bis zu dreimal wöchentlich im acht Kilometer entfernten Enns auf, was zu Fuß hin und zurück vier Stunden Wegzeit bedeutete! Zenettis Unterricht stiftete Zutrauen ins eigene Schaffen. Zenetti steht an dem Anfang, an dem Bruckner sich als Komponist zu begreifen beginnt. Und wir stehen am Ende eines unerhört vielstimmigen Bruckner-Jahres.
Im Anfang steckt das Ende, das gilt in eigentümlicher Weise auch für Bruckners Sinfonien. Sie scheinen angefangen zu haben, bevor sie anfangen und enden pünktlich dort, wo sie begonnen haben. Im Ende dieses Jahres stecken viele Anfänge. Die Brucknerifizierung des Landes ist in einer Breite, Tiefe und erfindungsreichen Vielfalt gelungen, die uns und dem Geburtstagskind kaum jemand zugetraut hat. Unser zu Recht kritisierter Vorbereitungsspruch „Bruckner is coming home“ hat sich tatsächlich eingelöst, noch nie zuvor war Anton Bruckner und seine Musik so Thema in seiner Heimat und der Welt. In einer umfassenden Bewegung und Leidenschaft in der Vermittlung haben wir gezeigt, dass Kultur ein Netzwerkraum fantasievoller Möglichkeiten und Zukunft ist, um uns zu finden, Gemeinsames zu erfinden, zusammenzukommen oder zu staunen. Kunst und Musik führt uns spielerisch ins magisch menschliche Feld des schöpferisch Verbindenden. Bruckner war und ist unser genialer Komplize und ich traue mir zu sagen, dass wir dabei in vielfältiger Weise das „zu“ neu- oder wiederentdeckt haben. Das „zu“ liegt in und an uns!
Zurück zur Zumutung. Am Logenplatz des Weltgeschehens, an dem wir leben dürfen, ist Verausgabung für das Wir zumutbar, dafür braucht es gar nicht besonders viel Mut. Aber Dankbarkeit für das Geschenk der Resonanz und alles, was möglich ist und war und wird. Zuallererst und zu guter Letzt, hören wir nicht auf anzufangen, von vorne oder hinten, von unten oder oben: Hauptsache Anfangen