Aussi, eina.

In Oberösterreich finden viele Richtungs- und Ordnungsadverbien dialektale Anwendung, die bis heute schwer in eine hochdeutsche Gemeinsprache zu übersetzen sind. Hierzulande kennt man viele Richtungen: aussi, eina, eini, uma, aufi, owi, drent und viele mehr. Der Dialekt findet präzisen Ausdruck für die vielen Richtungsmöglichkeiten, die im oberösterreichischen Raum und darüber hinaus nicht nur möglich, sondern auch selbstverständlich sind. Sogar Bruckners Orgel hat sich donauabwärts, auf Schiffen owi, durchs Land bewegt. Ursprünglich stand sie im Stift Engelszell, bevor sie am Ende des 18. Jahrhunderts in die neu etablierte Bischofskirche, den Alten Linzer Dom, transferiert wurde. Dort hat sie noch mehr als ein halbes Jahrhundert auf ihren Genius loci gewartet. Bruckners Orgel hat schon viel gesehen, bevor sie bis heute von sich und ihrem Meister hören ließ. Die Vielfalt der Richtungen schlägt sich in der Sprache und ihrem Klang nieder. Sprache bildet Wirklichkeit ab, gestern wie heute, und Oberösterreich zählt zu den vielfältig klingendsten Landstrichen Europas. Hier ereignete sich am frühen Morgen des 4. September 1824 die Geburt eines Klanggiganten. Anton Bruckner erblickt als erstes von elf Kindern – von denen nur fünf das Erwachsenenalter erreichen – im Ansfeldner Schulhaus das Licht der Welt. Er kommt vom Land, das er und das ihn nie verließ, selbst als er seine letzten Lebensjahrzehnte kaiserlich und universitär angestellt in der Donaumetropole Wien verbracht hat. Er war auch ein Sozialaufsteiger, der dem Prozess, dem Werden traute und den Zweifel nicht außer Acht gelassen hat. Wenige Komponisten von Weltrang kommen aus ländlichem Umfeld. Hier ereignete sich Bruckner zwischen Kyrierufen und Landlerschritten, Tanzboden und Kirchtürmen, Hügeln und Wäldern. Wir können es in seiner Musik hören. Bruckner gehört zu uns, gehört uns aber nicht. Er öffnet uns eine Tür zur Welt.

Aussi. Holt sie uns herein. Eina. Seine Musik gehört der ganzen Welt, wird in der ganzen Welt gespielt und gehört. Seine Musik schafft Raum, Weltraum! Sein 200. Geburtstag ist Anlass für die erste oberösterreichische KulturEXPO Anton Bruckner 2024. Ganz Oberösterreich wird Bühne, nicht nur die vielen Bruckner-Orte werden zum Zentralraum einer Bewegung, die uns umfassend mitnehmen will, die wir selbst gestalten. Wir lassen von uns hören. Im Hören steckt Zusammengehörigkeit, Kunst und Kultur verstehen sich spielerisch darauf diese zu stiften. Das Bruckner-Jahr und darüber hinaus die Kulturhauptstadt Salzkammergut 2024 schenken uns die Möglichkeit, ein neues Kulturbewusstsein zu erlangen. Kultur verhandelt Vielfalt, Wandel, Offenheit, Respekt und Zusammengehörigkeit.

Erwarten Sie das Unerwartete, wir alle sorgen selbst dafür!

Portrait Norbert Trawöger

Norbert Trawöger
Künstlerischer Leiter Anton Bruckner 2024

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